Yoga-Sutra I.09 – Wie du dein Leben durch Worte formst

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Seit längerem hören wir immer wieder, dass wir selbst der Schöpfer unseres Schicksals sind. Hast du dich auch schon gefragt, wie das sein kann? Denn leider wird der Mechanismus wie es dazu kommt meistens nicht erklärt. Gelegentlich trifft man sogar auf Darstellungen, die sehr mystisch geformt sind, und die Zusammenhänge in esoterischem Nebel untergehen lassen. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, Patanjali erklärt dies im Yoga-Sutra ganz klar.

Patanjali sagt uns, wie es zu diesem Effekt kommt. Es hat nämlich überhaupt nichts esoterisches an sich. Wir vergessen nur, dass wir in dem Moment wo wir Worte verwenden um etwas zu beschreiben, einen ganz spezifischen Aspekt des Gegenstandes betonen. Gleichzeitig vernachlässigen wir alle anderen Aspekte der Sache die wir gerade beschreiben. Kein Begriff, kein Wort dieser Welt ist in der Lage irgendetwas wirklich vollständig wiederzugeben. Immer wenn wir etwas mit Worten benennen, stellen wir einen besonderen Aspekt besonders heraus.

Genau dasselbe tun wir auch beim Denken. Wir denken in Worten, nicht in dem wir die Sache selbst reflektieren. Eine Sache direkt zu reflektieren bedeutet den Geist in meditativen Zustand zu halten ohne Worte zu formulieren. Da die mit Worten denken, verändern wir des wahrgenommene in dem Moment in dem wir es in unseren Geist aufnehmen. Die darauf erfolgende Gedankenfolge ist das logische Ergebnis dieser Wahrnehmung.

Worte formen deinen WegD.h. wir formulieren erst Worte, darauf aufbauend Gedanken, und dann lassen wir Taten folgen oder auch nicht. Wenn ich in der selben Situation in meinem Geist andere Worte forme, komme ich zu anderen Gedanken, und damit zu anderen Taten. Wenn ich andere Dinge tue, komme ich zu anderen Ergebnissen. Das ist nicht esoterisch, sondern einfach logisch.

Die anderen Worte die ich in meinem Geist verwende, führen mich zu anderen Ergebnis.

Jegliche Form der „Form“-ulierung von Worten, führt zu einer bestimmten Form von Ergebnissen. Mit Worten „form“-uliere bzw. forme ich meine Welt. Aus diesem Gedanken ergeben sich folgende Empfehlungen:

  1. Will ich etwas aufbauen, dann tue ich gut daran aufbauende Worte zu verwenden, weil ich nachfolgend aufbauende Gedanken entwickle.
  2. Verwende ich verstörende Worte um etwas zu beschreiben, störe ich mich damit selbst, weil ich nachfolgend Stör-Gedanken entwickle.
  3. Formuliere ich etwas mit einschneidenden Worte, produziere ich nachfolgend einschneidende Gedanken. Dem folgenden logischerweise einschneidende Taten. Wie oft schon hast du dich mit sowas ins eigene Fleisch geschnitten?
  4. Will ich mir also alle Möglichkeiten offen halten, dann tue ich gut daran, auf jegliche Formulierungen zu verzichten.

Ganz offensichtlich ist das uralte Wissen um die Kraft der Worte auch in unserer Sprache und Kultur enthalten, nicht nur im Yoga-Sutra. Wir haben es nur vergessen. Was wir leider auch vergessen haben, ist die Methode wie wir unseren Geist von solchen Dingen befreien: die Meditation. In dem wir unseren Geist zur Ruhe bringen, bringen wir auch alle emotional gesteuerten Taten zur Ruhe.

Genau das will das Yoga-Sutra vermitteln: Ist unser Geist ruhig und klar, dann sind es auch die auf dieser Basis erfolgenden Handlungen. Alles was ich in meinem Geist habe, ist der Keim und Schöpfer meiner darauf basierenden Tätigkeiten. Und da Taten bekannterweise zu Ergebnissen führen, forme ich meinen Lebensweg dadurch, dass ich die Gedanken und Stimmungen in meinem Geist forme. Denn der Geist ist der Ursprung von allem was ist.

Im therapeutischen Kontext bedeutet dies, das ich mit den Worten mit denen ich meine Krankheit bezeichne, eine Form für meine Erkrankung wähle. Dasselbe gilt für alle aktuellen Stimmungen und Befindlichkeiten: formuliere ich mein Befinden mit bedrückenden Worten, dann drücke ich mich selber nieder. Ignoriere ich eine negative Befindlichkeit, kann das allerdings nach hinten losgehen. In dem Fall ist es besser, bewusst den meditativen Weg zu wählen, und den Geist ruhig und klar zu halten. Genau das ist das Anliegen des Yoga-Sutra. Nur so kann ich das wahrnehmen was ist, ohne es zu verfälschen.

Schau das nachfolgende Video, um zu erfahren, wie Patanjali in Yoga-Sutra diese Zusammenhänge erklärt:

Weitere Gedanken zum selben Vers

Etwa 5 Jahre nachdem ich dieses Video aufgezeichnet habe, habe ich erneut über diesen Vers meditiert. Dazwischen liegen unzählige Yogatherapie-Ausbildungen und -Wochenenden, die ich gegeben habe. Im Beitrag YS1.9: Wahres Wissen macht Ahhh! kannst du das Ergebnis dieser Meditation nachlesen.


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